Vorgestern habe ich den Podcast {ungeskriptet by Benjamin Berndt} mit Jürgen Höller als Gast gehört. Seine Bücher hatte ich bereits zuvor gelesen und war begeistert von seinem Willen und seiner beeindruckenden Lebensgeschichte. Das Gespräch – über zwei Stunden lang – intensiv & inspirierend. Besonders bei den Themen Ehe/Partnerschaft und Rente konnte ich mich in vielen Ansichten wiederfinden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gute Beziehung entscheidend für beruflichen Erfolg ist – auch wenn wir heute in einer Zeit leben, die oft von einem „Me, Myself & I“-Denken geprägt ist. Für mich liegen echter Erfolg und Zufriedenheit in der Qualität der Partnerschaft und der Beziehungen, die wir privat als auch beruflich pflegen. Alles ist miteinander verbunden, und aus diesen Beziehungen schöpfen wir Kraft und Liebe.
Warum ich für mich die Rente ablehne
Jeder, der Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet hat oder in einem Alten- und Pflegeheim gearbeitet hat, weiß: Mit dem Eintritt in die Rente beginnt häufig der körperliche und geistige Abbau. Die Rente ist oft der letzte Lebensabschnitt, der unweigerlich im Tod endet. Viele Menschen träumen davon, in der Rente endlich all das zu tun, was sie ihr Leben lang aufgeschoben haben – aber genau diese Verzögerung führt oft dazu, dass diese Träume unerfüllt bleiben.
Für mich persönlich wäre die Hoffnung auf die Rente eine traurige Vorstellung. Es würde bedeuten, dass ich Jahrzehnte meines Lebens nicht das gelebt habe, was wirklich in mir steckt, woran ich glaube & was ich will – mit all seinen Höhen & Tiefen. Leben ist ein Abenteuer, und dieses Abenteuer endet nicht mit 67.
Die unterschätzte Isolation
Mit der Rente beginnt häufig die soziale Isolation. Man verliert den täglichen Kontakt zu Menschen aus verschiedenen Generationen, den Austausch, das Lernen voneinander. Gerade diese Vielfalt an Perspektiven macht das Leben spannend und bereichernd. Wer sich mit älteren Menschen in ihren 70ern und 80ern unterhält, merkt schnell, wie schwierig es für sie ist, neue Kontakte zu jüngeren Generationen aufzubauen & zu halten. Begriffe wie „alte weiße Männer“ verschärfen dieses Generationen-Gap noch weiter.
Dabei gibt es so viele ältere Menschen – egal ob Männer, Frauen oder Divers – die ihre Erfahrungen und ihr Wissen gerne weitergeben würden und gleichzeitig offen sind, Neues zu lernen.
Freundschaften kennen keine Altersgrenzen
Eine Erfahrung aus dem Jahr 2024 hat mir gezeigt, wie tief Vorurteile verwurzelt sein können. Ein guter Freund von mir, über 80 Jahre alt, lag nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation im Krankenhaus. Als ich ihn besuchte, fragte der Oberarzt, in welcher Beziehung ich zu ihm stehe, da er keine Verwandten mehr hat und unser Altersunterschied so groß sei. Diese Frage hat mich tief getroffen. Für mich zählt nur eines: echte Verbundenheit kennt keine Altersgrenzen.